Nachwuchspreise der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft (ÖGPW)

Das IPW gratuliert herzlich Christian Filko und Judith Litschauer, deren Abschlussarbeiten mit dem diesjährigen Nachwuchspreis der ÖGPW ausgezeichnet wurden

Von den insgesamt zwölf eingereichten MA-Arbeiten wurden von der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft folgende zwei Arbeiten, die von Kolleg*innen des IPW betreut wurden, mit dem MA Nachwuchspreis der ÖGPW für das Jahr 2021 ausgezeichnet.


Migration(en) in der historisch-politischen Bildung. Eine Analyse der Darstellung von Migration und Migrant*innen in österreichischen Geschichte-Schulbüchern der Sekundarstufe I.

Verfasser: Christian Filko

Betreuerin: Karin Liebhart

Abstract: Sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart Österreichs sind eng mit der Migration verwoben. Da Schulbücher als Leitmedien des Unterrichts enormen Einfluss auf die Schüler*innen ausüben, wird in der vorliegenden Masterarbeit die Darstellung von Migration und Migrant*innen in Geschichte-Schulbüchern der Sekundarstufe I analysiert. Den Ausgangspunkt bildet eine vom damaligen Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur beauftragte Schulbuchanalyse aus dem Jahr 2013, welche zum Schluss kam, dass Migration in den Schulbüchern problematisiert und undifferenziert behandelt wird. Durch die Änderung des Lehrplans für das Unterrichtsfach Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung in der Sekundarstufe I wurde Migration erstmalig als eigenständiges Modul curricular verankert. Daher soll in der vorliegenden Arbeit mithilfe von Inhaltsanalysen geklärt werden, wie Migration und Migrant*innen in aktuellen, dem neuen Lehrplan entsprechenden, Geschichte-Schulbüchern dargestellt werden. 


Verschwindenlassen in Mexiko. Aus Perspektive der kritischen Staatstheorie

Verfasserin: Judith Litschauer

Betreuer: Ulrich Brand

Abstract: Das Gewaltsame Verschwindenlassen ist in Mexiko kein neues Phänomen: Bereits im „Schmutzigen Krieg“ der 1970er Jahre ging der Staat mit diesem Gewaltmittel repressiv gegen die politische Dissidenz vor. Aktuell gelten zehntausende Menschen als verschwunden, wobei gängige Erklärungen das Verschwindenlassen im Kontext der (Bekämpfung der) Drogenkriminalität verorten. Über diese Ansätze hinausgehend wird das Verschwindenlassen in dieser Arbeit als eine bestimmte Form der (staatlichen) Gewaltausübung analysiert und in Zusammenhang mit struktureller Gewalt bzw. sozialer Ungleichheit und Marginalisierung gesetzt. Ziel war es, die Implikationen des Verschwindenlassens in Mexiko für die Absicherung staatlicher Herrschaft und die Reproduktion gesellschaftlicher Verhältnisse zu untersuchen. Dazu wurde ein Staatsverständnis entwickelt, dassich aus historisch-materialistischer Staatstheorie und lateinamerikanischen staatstheoretischen Debatten zusammensetzt. Unter Rückgriff auf methodologische Konzepte der historisch-materialistischen Politikanalyse (Brand 2013, Buckel et al. 2014) wurde das Verschwindenlassen in Mexiko zwischen 2006 und 2018 analysiert. Die Untersuchung exemplarischer Fälle zeigte, dass das Verschwindenlassen ein Metaphänomen bezeichnet, mit dem eine Strategie der territorialen und sozialen Kontrolle verfolgt wurde. Dies privilegierte systematisch das (transnationale) Kapital und war somit strukturell konstitutiv für die Reproduktion des Kapitals in Mexiko, wobei diskursiv die Verantwortung auf die Drogenkriminalität verschoben und jene des mexikanischen Staates verschleiert wurde. Über eine dichotomisierende Sicht „Staat vs. Drogenkriminalität“ hinausgehend, veranschaulicht die vorliegende Arbeit die vielfältige Akteurskonstellation beim Verschwindenlassen und kann damit zeigen, dass mit dem Gewaltmittel staatliche Herrschaft in Mexiko abgesichert und die ungleichen gesellschaftlichen Verhältnisse reproduziert wurden.


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