Gastvorträge im Rahmen der M6 SpezialVO Religion, Politik und Gesellschaft im Wandel: Begriffe, Theorien und Erkenntnisse im WiSe 2022/2023 am IPW

Gastvortrag von Sieglinde Rosenberger über Religion als Machtpolitischer Faktor am Donnerstag, 24.11.2022, 13:15 Uhr. Gastvortrag von Astrid Mattes über Religion und Migration am Donnerstag, 1.12.2022, 13:15 Uhr. | Wo: jeweils Hörsaal 7, Hauptgebäude der Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien.

Gastvortrag von Sieglinde Rosenberger - Politische Parteien und Religion

Abstract:

Der Vortrag behandelt die Beziehungen zwischen politischen Parteien und Religionsgemeinschaften in Österreich nach 1945. Die Nachwirkungen des politischen Katholizismus prägen das Parteiensystem, Migration trägt zur religiösen Pluralisierung maßgeblich bei. Entlang der Dimensionen Ko-operation und Konflikt sind drei Phasen erkennbar: 1) Kooperation zwischen katholischer Kirche und ÖVP bei gleichzeitigem Konflikt mit der SPÖ (bis 1970er Jahre); 2) Verflachung der säkular-religiösen Konfliktlinie (1980er-Jahre); (c) Re-Polarisierung durch Anti-Migrationsstrategien. Als Resümee gilt: Religion bleibt für politische Parteien insbesondere auf der kommunikativen Ebene bedeutsam, Religionsgemeinschaften verlieren aber an politischem Einfluss.

Zur Person:

Ehemalige Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Wien. Leiterin der Forschungsgruppe INEX Politics of Inclusion and Exclusion
Stv. Leiterin des Forschungszentrums Religion and Transformation in Contemporary Society
Forschungsschwerpunkte: Migration und Integration, Partizipation und österreichische Politik. Mitglied im Sachverständigenrat Migration und Integration (Berlin), Mitglied im Wiener Integrationsrat.


Gastvortrag von Astrid Mattes - Religion und Migration

Abstract:

Was hat Migration mit Religion zu tun? In österreichischen Debatten wird diese Frage meist darauf reduziert, ob der Islam zu Österreich gehört und Muslime sich in die Gesellschaft integrieren. Im Vortrag, der auf dem Opben Acces Buch "Migration und Religion" aufbaut, stellt Astrid Mattes viel grundsätzlichere Fragen: Wie hängt die Veränderung religiöser Landschaften mit Wanderungsbewegungen zusammen? Wie verändert eine wachsende Religionsvielfalt die europäischen Gesellschaften und ihre Institutionen? Warum ist Religion im Migrationsdiskurs so präsent? Welche parteipolitischen Strategien führen zur Politisierung von Religion in der Einwanderungsgesellschaft? Was haben Migration und Religion mit Wertedebatten zu tun? Und welche Rolle spielen internationale Akteure, wenn es um Religion und Zuwanderung geht? Um diese Fragen zu beantworten, werden aktuelle Forschungsergebnisse aus der Migrations- und Religionsforschung aufbereitet. Immer wieder werden Fragen werden entlang dreier theoretischer Perspektiven (Liberale Theorien, Sozialkonstruktivismus, Multikulturalismus) durchgedacht und damit ein Spektrum wissenschaftlicher Denkweisen aufgezeigt. Als Beispiele dienen etwa die Reform des Islamgesetzes, die christliche Orthodoxie als migrantische Religion unterhalb der öffentlichen Wahrnehmungsschwelle oder das Kopftuchverbot in Schulen.

Zur Person:

Astrid Mattes ist Assistenzprofessorin für Sozialwissenschaftliche Religionsforschung am Forschungszentrum „Religion and Transformation in Contemporary Society“ der Universität Wien. Sie hat in Wien und Limerick Religions- und Politikwissenschaft studiert und beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Religiöser Diversität in Europa, damit verbundenen Migrations- und Integrationsthemen sowie Jugendreligiosität und Zugehörigkeitspolitiken.

Gastvorträge organisiert durch Univ.-Prof. Dr. Julia Mourao Permoser.

 

Weitere Informationen zur Lehrveranstaltung via u:find