Wann: Mittwoch, 14. Juni 2023, 17:30 Uhr
Wo: Universität Wien, Institut für Politikwissenschaft, Konferenzraum (Raum A 222), NIG, Universitätsstr. 7/2. Stock, 1010 Wien
Vortragender: Konstantin Ferihumer (Provenienzforscher am Leopold Museum im Auftrag der Kommission für Provenienzforschung am BMKÖS)
Moderation: Karin Liebhart (IPW | Universität Wien)
Abstract
Der vergangenheitspolitische Umgang Österreichs mit der NS-Zeit erfuhr in den Jahrzehnten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zwar einen Wandel, ist jedoch immer noch geprägt von diskursiven Lücken und von durch individuelle wie politische Interessen beeinflussten Versionen der Vergangenheit. Dies zeigt etwa das Beispiel der „Arisierung“ der Wiener Uhren- und Juwelenbranche nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich. Der Vortrag rekonstruiert die „Arisierung“ der Wiener Uhren- und Juwelenbranche und wer die Akteur:innen dieses Prozesses der „Branchenarisierung“ waren. Im Zentrum steht die Frage, was auf Basis der Analyse ausgewählter Biografien dieser Akteur:innen nach 1945 über die NS-Vergangenheitspolitik der Zweiten Republik ausgesagt werden kann. Das Fallbeispiel veranschaulicht das Verschwinden der einstigen Akteur:innen der „Arisierung“ und ihrer Handlungen aus der Erinnerung der plötzlich demokratischen Nachkriegsgesellschaft. Dabei handelt es sich um eine bis heute währende (weitgehende) Abwesenheit im vergangenheitspolitischen Diskurs, was letztlich die Frage nach der Bedeutung dieser Leerstelle für die aktuelle politische Kultur Österreichs aufwirft.