Digitale Zwillinge für eine nachhaltige Zukunft der Meere
Um der Dringlichkeit für Maßnahmen im Bereich des Klimawandels und der Erhaltung der biologischen Vielfalt Rechnung zu tragen, baut die Europäische Kommission derzeit einen digitalen Zwilling des Ozeans (DTO). Digitale Zwillinge sind eine Methode zur Analyse komplexer Systeme und zur Ausarbeitung von "Was-wäre-wenn"-Szenarien, welche die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele beschleunigen sollen. Der EU DTO ist Teil umfassenderer globaler und nationaler Anstrengungen zur Entwicklung hochpräziser digitaler Modelle des Ozeans für eine bessere politische Entscheidungsfindung im Bereich des Meeresschutzes.
Das ERC Projekt TwinPolitics untersucht die Entwicklung digitaler Zwillinge als (geo-) politisches Phänomen, das die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik nachhaltig verändern könnte. Im Fokus steht hierbei die Frage, ob, und wenn ja, wie digitale Zwillinge in Zukunft zu einer gerechteren Ausgestaltung multilateraler Verhandlungen beitragen können. TwinPolitics wird neue Methoden entwickeln, um digitale Zwillinge als sozio-technische und politische Beziehungen empirisch zu untersuchen und deren Entstehung an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik zu modellieren. Hierzu wird Alice Vadrot mir ihrer Forschungsgruppe Methoden der Ethnographie und computergestützten Sozialwissenschaft miteinander verbinden und auf digitale Ozean-Zwillinge in der EU, China und den USA anwenden. Um herauszufinden, welche Merkmale digitaler Zwillinge Inklusion, Vielfalt und Gerechtigkeit fördern, werden ethnographische Daten auf verschiedenen politischen Ebenen und einer Vielfalt an Forschungsstandorten gesammelt. Diese werden dann in sozio-technische Modelle eingespeist. In einem letzten Schritt wird die Anwendung digitaler Zwillinge in multilateralen Verhandlungen anhand von drei Beispielen erprobt: der Internationalen Meeresbodenbehörde, Verhandlungen über ein neues UN-Plastikabkommen und Verhandlungen zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung der marinen Biodiversität.
Über Alice Vadrot
Die Politikwissenschaftlerin Alice Vadrot ist seit Februar 2022 Assoziierte Professorin für Internationale Beziehungen und Umwelt am Institut für Politikwissenschaft. Sie promovierte 2013 zum Weltbiodiversitätsrat und kehrte im Jahr 2017 nach einem 2-jährigen Forschungsaufenthalt an der Cambridge University als Erwin Schrödinger Fellow des Österreichischen Forschungsfond (FWF) an die Universität Wien zurück. Ihr Fokus liegt auf der Erforschung der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik in der internationalen Umweltdiplomatie und der Entwicklung neuer methodologischer Ansätze zur Untersuchung der Rolle von Wissen in internationalen Verhandlungen. Im Jahr 2018 erhielt die Politikwissenschaftlerin einen ERC Starting Grant für ihr Projekt MARIPOLDATA (2018-2024), in dem sie mit ihrer Forschungsgruppe Verhandlungen über ein neues Abkommen zum Schutz der Hochsee sowie die Entwicklung des Wissenschaftsfelds der marinen Biodiversität kartiert. Im Rahmen des EU-Projekts MARCO-BOLO (2022-2026) untersucht sie den Datenbedarf in der Biodiversitätspolitik und Naturschutzpraxis. Vadrot ist Mitglied der Jungen Akademie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), des Mission Boards der EU-Gewässermission, des Management Boards des Environment and Climate Hubs der Universität Wien und des Leitungsteams des österreichischen Biodiversitätsrats.
Mehr zur Forschung von Alice Vadrot hören Sie hier im Audimax-Podcast des Wissenschaftsmagazins Rudolphina der Universität Wien.
Das IPW gratuliert Assoz. Prof. Dr. Alice Vadrot sehr herzlich zur Einwerbung eines ERC Consolidator Grants!