Einladung zur IPW Lecture Der Nationalstaat Dekolonial: Von Kreolisierung zur Inter-Imperialität.
Vortragender: Manuela Boatcă (Universität Freiburg)
Moderation: Benjamin Opratko (IPW | Universität Wien)
Wann: Mittwoch, 04. Dezember 2019, 18:30 Uhr
Wo: Hörsaal III, NIG, Erdgeschoß, Universitätsstraße 7, 1010 Wien
Abstract:
Die gängige Geschichts- und Sozialwissenschaft betrachtet den Aufstieg der Nationalstaaten nach wie vor als die allmähliche Überwindung multinationaler politischer Organisationen und multiethnischer Reiche auf der ganzen Welt. Trotz zahlreicher Beweise für die Koexistenz imperialer und nationaler Staatsstrukturen im 19. und im größten Teil des 20. Jahrhunderts ist die vorherrschende Ansicht, dass sie im 21. Jahrhundert nicht mehr koexistieren. Dutzende von Staatsformationen, die im 21. Jahrhundert noch kolonialisiert sind, wie die Überseegebiete Europas und der Vereinigten Staaten werden nach wie vor als Ausnahmen von dem Linearverlauf vom Imperium zur Nation und als Anomalien in einer modernen Welt souveräner Nationalstaaten angesehen.
Der Vortrag beschäftigt sich mit der wachsenden Literatur, die versucht, die paradoxe Logik hinter dem Funktionieren staatlicher Strukturen in nicht unabhängigen Gebieten wie der Karibik unter Verwendung von Konzepten wie „Extended Statehood“ (De Jong und Kruijt 2005), „Postcolonial Sovereignty Games“ (Adler-Nissen/Gad 2013) oder „nicht-souveräne Zukünfte“ (Bonilla 2015) sowie in Osteuropa und Asien mit Hilfe von Begriffen wie „Inter-Imperialität“ (Doyle 2010) zu erfassen. Auf dieser Basis wird diskutiert, wie solche Vorstellungen dazu beitragen, die Norm des Nationalstaates in der Geschichte der Moderne sowohl im südlichen als auch im östlichen (europäischen) Kontext zu überdenken und neu zu positionieren.
Eine Veranstaltung im Rahmen der IPW Lectures, einer internationalen Vortragsreihe des Instituts für Politikwissenschaft.