Online IPW Lecture: Olaf Kaltmeier - Refeudalisierung und Rechtsruck – Soziale Ungleichheit und politische Kultur in Lateinamerika

Wann: Dienstag, 15.12.2020, 18:30 Uhr. Wo: Online. Vortrag von Olaf Kaltmeier (Universität Bielefeld).

Einladung zur Online IPW Lecture Refeudalisierung und Rechtsruck – Soziale Ungleichheit und politische Kultur in Lateinamerika.

Lecturer: Olaf Kaltmeier (Universität Bielefeld)
Moderation: Tobias Boos & Valerie Lenikus (IPW | Universität Wien)

Wann: Dienstag, 15. Dezember 2020, 18:30 Uhr
Wo: Online - https://global.gotomeeting.com/join/675506933

Abstract:

Lateinamerika durchlebt zurzeit eine Krise der Demokratie, die in Hinblick auf die Veränderung der politischen Kultur in der jüngsten Geschichte der Region durchaus mit der der Periode der Militärdiktaturen vergleichbar ist. Dabei ist die neue Krise der Demokratie mit der intersektionalen Exklusion großer Teile der Bevölkerung verbunden. In vielen Ländern Lateinamerikas führten erst die aufgrund der massiven indigen-popularen Bewegungen Anfang der 1990er Jahre eingeleiteten rechtlichen Änderungen, vor allem der Verfassungen, zu einer integralen Anerkennung der zuvor politisch exkludierten Bevölkerungsgruppen. Diese bereits unter den neoliberal-multikulturell ausgerichteten Regierungen der 1990er angestoßene plurikulturelle Neudefinition der Nation wurde von den nachfolgenden Mitte-Linksregierungen fortgeführt und erweitert. Diese Konjunktur hat insofern zu einer historischen Vertiefung der Demokratien geführt, als dass nunmehr das auf whiteness ausgerichtete aristokratische Modell der Nation demontiert wurde und die demokratische Beteiligung signifikant ausgeweitet wurde. Heute stellt sich die Situation radikal anders dar. Eine Rückkehr des weißen Mannes, der der Geldaristokratie nahe steht oder verkörpert, an die politische Macht ist festzustellen. In Paraguay, Honduras, Brasilien und zuletzt Bolivien ist der politische Machtwechsel durch undemokratische Prozesse, die einem „kalten Putsch“ gleichen, eingeleitet worden. Jüngste Gegentendenzen, wie die Wahl von Luis Acre zum Präsidenten in Bolivien sowie das "Ja" zu einer neuen Verfassung in Chile markieren Widerstand zum Rechtsruck, vermögen aber wohl keinen Konjunkturwechsel einzuleiten.  Im Folgenden soll hier ein Blick auf die aktuelle politische Kultur geworfen werden, die nicht nur durch einen markanten Rechtsruck charakterisiert ist, sondern vor allem auch von einer unüberbrückbaren sozioökonomischen Kluft zwischen den reichsten 10% - zumeist Weiße -  und dem bunten Rest der Bevölkerung.

Eine Veranstaltung im Rahmen der IPW Lectures, einer internationalen Vortragsreihe des Instituts für Politikwissenschaft, Universität Wien.

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