Vorlesungsreihe: Geschichte und Ethik der Medizin

Ringvorlesungsreihe der Medizinischen Universität Wien - Wintersemester 2017/18 - zur Mitbelegung offen!

Thema: „Medizin ist eine soziale Wissenschaft …“ Der Einfluss von ÄrztInnen auf die Gesellschaft in der Prävention und Therapie von Krankheiten

Wann: ab 16. November 2017, wöchentlich Donnerstag, 15:00 - 16:30 Uhr
Wo: HSZ der MedUniWien (AKH) E08_KR22, Ebene 08, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien

Abstract-Auszug: „Health Care is a human right“? International finden aktuell vehemente Diskussionen um die soziale Verantwortung des Staates für ihre Staatsbürger (z.B. Obamacare) statt. Dabei spielen gesellschaftliche Vorstellungen von Liberalismus, Solidarität und Verantwortung eine wichtige Rolle. Als Johann Peter Frank in Wien um 1800 eine „Medizinische Polizey“ und Rudolf Virchow in den Revolutionsjahren der 1840er Jahre die Neubegründung der Medizin als eine „soziale Wissenschaft“ forderten, stieß dies auf ähnlich radikale Reaktionen. Die Suche nach individuellem und zugleich staatlich gelenktem Umgang mit Gesundheit und Krankheit, begleitet uns in Grundformen bis heute (z. B. genetischer Determinismus vs. soziale Lage) und hatte grundlegende Auswirkungen für die weitere Geschichte der Medizin, der Wissenschaften sowie des modernen Staates und seinen sozialen und wirtschaftlichen Instanzen in Zentraleuropa. Die Ringvorlesung gibt Ihnen einen ersten konzisen Überblick über die Entwicklung moderner wissenschaftlicher, sozialpolitischer und medizinischer Konzepte zu Gesundheit und Krankheit und geht unter anderem auf folgende Fragen ein: Welche Vorstellungen von Individuum und Gesellschaft lagen den unterschiedlichen präventiven Maßnahmen zugrunde, die etwa als Umwelthygiene, Sozialhygiene, Rassenhygiene oder Bevölkerungsökonomie beworben und umgesetzt wurden? Welche Aufklärungskampagnen, gesetzlichen Regelungen und Reformen können im 19. und 20. Jahrhundert hierbei als wegweisend benannt werden? Waren die Grenzen zwischen wegweisenden Therapien und dem ethisch bedenklichen Zugriff auf PatientInnen als Objekte der medizinischen Forschung immer klar?

Referentinnen:
Mag. Dr. Daniela Angetter-Pfeiffer: Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung, Forschungsbereich Österreichisches Biographisches Lexikon
Univ.-Prof. Dr. med. Ursula Kunze: Zentrum für Public Health, Institut für Sozialmedizin, Medizinische Universität Wien
Univ.-Prof. em. Dr. Brigitte Lohff: Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin, Medizinische Hochschule Hannover, Gastprofessorin am Josephinum, Sammlungen und Geschichte der Medizin der Medizinischen Universität Wien
Univ. Prof. Mag. Dr. Hanna Mayer: Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien
Mag. Dr. Birgit Nemec: Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Ruprecht̶̶̶-Karls-Universität Heidelberg
Mag. Dr. Katharina Theresa Paul: Institut für Politikwissenschaft, Universität Wien
Mag. Dr. Felicitas Seebacher: Kommission für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Arbeitsgruppe Geschichte der Medizin

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