Dr. Dagmar Comtesse (Gastprofessur IPW / Universität Frankfurt a.M.) hält am 19. April 2018 eine IPW-Lecture mit dem Titel Fake News und Kontingenz: Wahrheitsansprüche in der Politik und das Kontingenzdenken des Politischen.
Die Veranstaltung findet im Hörsaal 2 (NIG, 2. Stock) um 18:30 Uhr statt.
Abstract
Wenn radikale Demokratie „die Grundlagen aller Gewißheit auflöst“ (Lefort), kann sie dann noch Fake News kritisieren? Im Fahrwasser der (konstruktivistischen) Wissenschaftskritik und der poststrukturalistischen Sprachphilosophie hat die politische Theorie der radikalen Demokratie rationale Einsicht und Konsens als Verdeckung von Macht und Stillstellung von Konflikten gebrandmarkt. Obwohl sie das Erstarken des Rechtspopulismus prognostizierte, gerade weil dieser mehr auf Affekte als auf Argumente setzt, wird ihr nun kein Angriff auf das „Gefühl“ zugetraut, das die ‚alternativen Fakten‘ legitimieren soll. Doch das Kontingenzdenken löst nicht nur Objektivitäten auf, sondern treibt zu einer steten Machtanalyse an. So lässt sich die „Produktion von Unwissenheit“ (Robert Proctor) auf ökonomische Interessen und politische Machtkonstellationen zurückführen und beispielsweise der Zweifel am Klimawandel als langjährige Politik verschiedener US-Administrationen entlarven.