Vor dem Hintergrund der anhaltenden ökonomischen und politischen Krise gewinnen Populismen immer mehr an Zugkraft. Europa scheint gespalten in Länder, die von rechtspopulistischen Bewegungen erfasst werden, und solchen, in denen ein linker Neopopulismus erprobt wird. Während alte Sicherheiten wegbrechen, entbrennen neue Kämpfe um politische Deutungshoheit. Transnational betrachtet ergibt sich daraus ein komplexes Bild: Populismen unterschiedlicher weltanschaulicher Prägung liegen nicht nur im Konflikt mit der liberalen Mitte, sie geraten auch untereinander in Konflikt. Mehr denn je wird daran die Ambivalenz des Phänomens Populismus deutlich. Populismus ist ein Konfliktbegriff. Nicht nur beschreibt er eine konfliktorientierte Politikform, er ist auch selbst höchst umstritten. Die Tagung möchte dieser schillernden und umstrittenen Seite des Populismus anhand seiner vielfältigen aktuellen Ausprägungen nachgehen. Dazu sollen u.a. folgende Fragen adressiert werden: Welche Unterschiede lassen sich zwischen linken und rechten Populismen ausmachen? Können populistische Strategien angemessene Antworten auf die gegenwärtigen politischen Herausforderungen liefern? Kann, darf, ja soll die Linke populistisch sein? In welchem internen oder externen Verhältnis steht Populismus zu Demokratie?
Tagungsleitung: Oliver Marchart und Isolde Charim
P R O G R A M M
09.06.2016, 19 Uhr: Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog
Podiumsdiskussion mit Chantal Mouffe, Jan-Werner Müller und Peter Pilz
Moderation: Isolde Charim
10.06.2016: Hörsaal 1 (NIG, 2. Stock)
9.15-12.15 Uhr
Oliver Marchart (University of Vienna): Introduction. The Amorphous Shape of Populism
Catherine Colliot-Thélène (Université de Rennes 1/University of Frankfurt): Populismus als begriffliches Problem
Emilia Palonen (University of Helsinki): Populist Dynamics and Democracy: the Cases of Finland and Hungary
13.15-15.30 Uhr
Chantal Mouffe (Westminster University): Populism and Radical Democracy
Jan-Werner Müller (Princeton University): Why Populism is a Danger to Democracy
16.00-18.30 Uhr
Yannis Stavrakakis (University of Thessaloniki): Populism vs. Anti-populism in the Greek Crisis: Divisions of Public Discourse
Ingolfur Blühdorn (Vienna University of Economics and Business): Populism and its Unlikely Siblings. Discursive practice in Simulative Democracy
11. Juni 2016, Hörsaal 1 (NIG, 2. Stock): Workshop für DoktorandInnen und PostdoktorandInnen
9.30-10.30 Uhr: Populismus und Hegemonie
Bernadette Goldberger (Wien): Die soziokulturelle Verkörperung antagonistischer Identitäten in populistischer Symbolpolitik
Seongcheol Kim (Berlin): Diskurs, Hegemonie und Populismus im postkommunistischen Mitteleuropa
10.45-11.45 Uhr: Der »Fall Griechenland«
Aristotelis Agridopoulos (Siegen): Alternativloser Linkspopulismus. Zum ambivalenten Wandel von Syriza
Maik Fielitz (Frankfurt/M.): If populism means anything at all. Populismus als Herrschafts- und Widerstandspraxis im post-diktatorischen Griechenland
12.00-13.00 Uhr: Populismus und (Il-)Liberalismus
Ludmila Bogdan (Wien): Is Populism in the Way of Solving the Transnistrian Conflict?
Fabio Wolkenstein (London): Liberal Populism
14.00-15.30 Uhr: Populismus in Deutschland und Österreich
Steven Schäller (Dresden): Ethnozentrismus als Motiv. Rechtspopulismus bei Pegida und AfD
Manfred Kohler (Wien): Populism the Austrian Way. Political Corrective or Anti-Party Normality?
Jan-Bernd Baumann (Gießen): Der Wettbewerb um politische Deutungshoheit im Politikfeld Asyl- und Migrationspolitik in Deutschland und Österreich
____________
Interviews held by students of the University of Vienna with Chantal Mouffe and Jan-Werner Müller as part of the Seminar “Die neuen Populismen” during the conference “Conflicting Populisms: Left and Right Wing Populism in Europe”.