Im Gedenken an Ingfrid Schütz-Müller
Unser Kollege Ingfrid Schütz-Müller ist am 18. September 2018 nach schwerer Krankheit im Alter von 74 Jahren verstorben. Er hat diese Krankheit mit der ihm eigenen tiefen Menschlichkeit und persönlichen Stärke ertragen, die auch für seine Präsenz am Institut charakteristisch waren und die Zusammenarbeit mit ihm unvergesslich machen.
Ingfrid Schütz-Müller, geb. 1944, studierte Jurisprudenz und Politikwissenschaft an der Universität Wien, promovierte im Jahr 1975 und wurde 1977 Assistenzprofessor am Institut für Politikwissenschaft. In dieser Funktion wirkte er am Aufbau- und Ausbauprozess des Instituts mit. Er habilitierte sich im Jahre 1982 und war seit 1994 bis zu seiner Pensionierung (im Jahre 2006) als außerordentlicher Universitätsprofessor am Institut tätig. Doch auch in den folgenden Jahren hielt er Lehrveranstaltungen ab und blieb dem Institut verbunden.
Seine Schwerpunkte in Lehre und Forschung waren Österreichische Außen- und EU-Politik, Internationale Organisationen, Politische und gesellschaftliche Systeme der Pazifischen Inselstaaten, Internationales Konfliktmanagement.
Die Lehrveranstaltungen von Ingfrid Schütz-Müller waren insbesondere durch ihre aktuellen und praxisnahen Fragestellungen bei den Studierenden sehr nachgefragt. Regelmäßig hat er ExpertInnen aus dem Bereich der Außenpolitik und der Internationalen Organisationen eingeladen. Didaktisch sehr innovativ waren besonders auch die in Koordination mit dem Außenministerium und den Organisationen der Vereinten Nationen durchgeführten Planspiele und Simulationen im Bereich des internationalen Konfliktmanagements. Ingfrid Schütz-Müller war durch seine inhaltliche Kompetenz und seine persönliche Offenheit ein besonders beliebter Betreuer von Dissertationen und Diplomarbeiten.
Eine der wichtigsten Leistungen und Verdienste von Ingfrid Schütz-Müller besteht darin, die Öffnung der Studienrichtung Politikwissenschaft hin zu Europa und zur Welt maßgeblich gefördert und intensiviert zu haben. So konnten seit Mitte der 1980er Jahre die Studierenden des Instituts durch von ihm geplante und persönlich mit großem Einsatz geleitete Exkursionen nach Brüssel und Straßburg, New York und Washington Erfahrungen aus erster Hand über die Funktionsweise und die Entwicklungen der Vereinten Nationen und der Europäischen Union gewinnen. Besonders attraktiv und instruktiv für die Studierenden waren zudem die von ihm organisierten mehrwöchigen Exkursionen in die Pazifischen Inselstaaten und seit 2000 auch nach Kuba.
Ingfrid Schütz-Müller besaß eine bemerkenswerte Sammlung alter Karten und Ansichten zu Ozeanien, die mehrfach ausgestellt und auch Grundlage einer Publikation wurden.
Für die Leitung und Organisation von 65 Auslandsexkursionen in den vergangenen 30 Jahren erhielt Ingfrid Schütz-Müller das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.
Seinem Engagement für den internationalen Austausch von Studierenden und WissenschaftlerInnen ist es zu verdanken, dass sich das Institut für Politikwissenschaft bereits ab dem Studienjahr 1989/90 an einem Erasmus-Netzwerk für Europäische Studien und Internationale Beziehungen beteiligte. In seiner Funktion als Erasmus-Koordinator des Instituts und als langjähriger Sprecher des Netzwerks trug Ingfrid Schütz-Müller ganz wesentlich dazu bei, dass die Studierenden der Politikwissenschaft an der Universität Wien die Möglichkeit haben, ein oder zwei Semester an führenden europäischen Universitäten zu studieren. Auch vielen KollegInnen eröffnete er die Möglichkeit, am internationalen Erasmus-Austausch zu partizipieren.
Ingfrid Schütz-Müller war international sehr gut vernetzt. Er bekleidete Gastprofessuren und absolvierte Forschungsaufenthalte an den Universitäten Konstanz, Aix-en-Provence, Kopenhagen, Pavia, Warwick und in Honolulu. Für das österreichische Außenministerium wirkte er 2007 und 2008 als Sondergesandter in der Pazifikregion zur Vorbereitung der Bewerbung Österreichs als nicht-ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.
Das Institut für Politikwissenschaft trauert um Ingfrid Schütz-Müller. Wir sind ihm für sein großes Engagement in Forschung und Lehre und seine Verdienste als Brückenbauer in die österreichische Politik und in andere Länder sehr dankbar.
Wir bewahren ihm ein dankbares und ehrendes Andenken. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.
Die Institutsleitung und alle MitarbeiterInnen
des Instituts für Politikwissenschaft an der Universität Wien